(Werbung, unbeauftragt)

Gehört haben wir das doch alle schon mal, oder? „Gärtner nach dem Phänologischen Kalender“. Und so ganz grob weiß auch jeder was damit gemeint ist. Oder nicht?
Die allgemeine Einteilung der Jahreszeiten kennt jedes Kind: kalendarisch und meteorologisch. Die Unterschiede sind schnell erklärt:
Die kalendarische (oder auch astronomische) Einteilung der Jahreszeiten wird durch den jeweiligen Sonnenstand vorgegeben:
Der kalendarische
Frühling beginnt mit der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche.
Der
kalendarische Sommer beginnt mit der Sommer-Sonnenwende.
Der
kalendarische Herbst beginnt mit der
Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche.
Der kalendarische Winter beginnt
mit der Wintersonnenwende.
Die meteorologische Einteilung der Jahreszeiten ist sehr viel einfacher gehalten:
Der
meteorologische Frühling beginnt immer am 01.03.
Der
meteorologische Sommer beginnt immer am 01.06.
Der
meteorologische Herbst beginnt immer am 01.09.
Der
meteorologische Winter beginnt immer am 01.12.

Wer sich die gerade genannten Einteilungen ansieht und diese dann mit dem Geschehen in seinem Garten vergleicht, der ahnt es bereits: die allgemein geltende Einteilung in vier Jahreszeiten wird dem Gärtner nicht gerecht. Keiner von uns würde behaupten, dass ein Pflänzchen, am 29. Mai bei 26°C erblüht, noch zu den Frühjahrsblühern gehört. Es ist also klar: eine neue Einteilung muss her: der Phänologische Kalender. (Wobei „neu“ nicht ganz korrekt ist: schon Anfang des 18. Jhdt. Begann man mit den erste Phänologischen Aufzeichnungen).
Die Phänologie („Lehre der Erscheinungen“) erfasst die Entwicklungsschritte bestimmter Wildpflanzen, Zierpflanzen und Nutzpflanzen, aber auch Beobachtungen aus der Tierwelt. Von diesen Naturphänomenen abgeleitet entstand dann der phänologische Kalender.

Aber was genau
unterscheidet den Phänologischen Kalender von den anderen?
Während
die „normalen“ Einteilungen das Jahr rudimentär in 4, nahezu
gleich große (Zeit)Blöcke einteilen, nimmt der Phänologische
Kalender eine sehr viel genauere Jahreseinteilung vor.
So gibt uns die Phänologie zehn Jahreszeiten vor. Beginn und
Dauer dieser zehn Jahreszeiten unterscheiden sich von Jahr zu Jahr
und von Ort zu Ort. Ein milder Winter lässt den Vorfrühling schon
im Januar anbrechen, während in kalten Jahren der Winter noch den
ganzen Februar über herrscht. Somit zeigt der phänologische
Kalender die tatsächliche, durch das Wetter bedingte Jahreszeit.
Diese sind:
Vorfrühling /
Erstfrühling / Vollfrühling
Frühsommer / Hochsommer /
Spätsommer
Frühherbst / Vollherbst / Spätherbst
Winter
Anhand von sogenannten „Zeigerpflanzen“ kann der Gärtner erkennen, in welcher der zehn Jahreszeit er sich gerade befindet:
Vorfrühling | Blüte von Hasel, Märzenbecher, Schneeglöckchen und Salweide |
Erstfrühling | Blüte von Forsythie, Beerensträuchern, Kirsche, Pflaume, Birne, Schlehe und Ahorn. Laubentfaltung von Birke und Buche. |
Vollfrühling | Blüte von Apfel, Flieder und Rosskastanie. Laubentfaltung von Eiche und Hainbuche. |
Frühsommer | Blüte von Holunder, Roggen und Robinie. |
Hochsommer | Lindenblüte und Reife von Johannisbeere und Winterroggen |
Spätsommer | Heideblüte, Reife früher Obstsorten. |
Frühherbst | Blüte von Herbstzeitlosen, Reife von Holunder und Rosskastanie. Höhepunkt der Obsternte. |
Vollherbst | Kartoffelernte und allgemeine Laubverfärbung |
Spätherbst | Allgemeiner Laubfalls und Ende der Vegetationszeit |
Winter | Periode zwischen Ende der Vegetationszeit und Haselblüte |

Allein in Deutschland gibt es knapp 1300 Beobachtungsstellen deren ehrenamtliche ‚Phänologische Beobachter‘ notieren, wie sich die Natur im Laufe der Jahreszeit in ihrer Region entwickelt und diese Daten dem Deutschen Wetterdienst melden, welcher die Informationen sammelt und auswertet.
Dabei hat sich in den letzten Jahren ein „gefühlter“ Trend leider bewahrheitet: Der Frühling fängt immer zeitiger an, der Herbst dauert länger. In den vergangenen 40 Jahren ist der phänologische Winter um rund drei Wochen kürzer geworden. Die Vegetationsperiode hat sich deutlich verlängert. Das klingt erstmal schön, hat aber einen ernsten Hintergrund: Der Klimawandel IST DA! Und auch wenn Herr Trump es gerne leugnet und ins lächerliche ziehen möchte: die vorhandenen Daten sprechen eine andere Sprache.
Wer sich noch intensiver mit dem Thema Phänologischer Kalender beschäftigen möchte, dem empfehle ich das Buch „Quickfinder Gartenjahr“ aus dem Hause GU. Hier ist auch prima beschrieben welche Arbeiten in welcher Jahreszeit am besten zu erledigen sind. (Diese Werbung ist nicht beauftragt, ich habe mir das Buch vor einigen Jahren selbst gekauft!)
Ich jedenfalls finde das Thema spannend und hoffe, es geht Euch genauso. Und deswegen gehe ich nun raus in meinen Vorfrühling, buddel ein bisschen in der Erde und freue mich auf den kommenden Vollfrühling.
Viele liebe Grüße
Krümel
Vielen Dank für die tollen Informationen. Wir haben uns übrigens dasselbe Buch gekauft. Es ist wirkliche eine große Hilfe…
Also leben wir jetzt im Vorfrühling, denn hier blühen Hasel und Schneeglöckchen. Bei diesem herrlichen Wetter auch kein Wunder, die Sonne scheint und es soll ein Frühlingswochenende werden.
Ob nur Vorfrühling, egal.
Lieben Gruß
Nicole
Das geht ja heute recht wissenschaftlich zu bei Dir, liebe Kerstin! Ich habe für mich das ganze Kalendergedöns beiseite geschoben. Für mich beginnt der Vorfrühling, wenn es draußen danach riecht und die Vögel unüberhörbar *tirili* der gleichen Meinung sind. Hier gucken sie schon nach geeigneten Nistkästen.
Liebe Grüße
Karen
Ich finde den phonologischen Kalender sehr spannend und wollte mich auch schon immer mal damit befassen. Leider weiß ich nicht so viel darüber…nur, wenn Forsythia blüht, ist es Zeit für den Rosenschnitt. Solche Weisheiten scheinen sich aber absolut bewährt zu haben. Für den Gärtner sehr interessante Erkenntnisse.
LG Sigrun
Interessant! Bei uns geht es im Moment rasend schnell hin und her. Einmal Schneemassen und im nächsten Augenblick ist wieder alles getaut. Da kommen sämtliche Kalender wohl nicht mehr mit. Aber ist vermutlich alles normal!
Heute konnte ich zumindest schon ein wenig im Garten werkeln. Eine Hälfte liegt aber noch im Winterschlaf.
Viele Grüße von
Margit
Eine sehr schöne Zusammenfassung. Ich habe mir den phänologischen Kalender auch erst vor Kurzem zum ersten mal angesehen, und er ist für uns Gärtner genau der richtige Kalender.
Ich finde, nur der Winter kommt etwas kurz 😉
Ich wünsche Dir einen tollen Start in die neue Woche.
Viele liebe Grüße
Wolfgang